Julia Wnuk

Julia (Julie) Wnuk  Kirchhellen

Im Traumreich der Julie
Silberner Vollmond für „Mrs. Goldfinger“. Eine Leadstimme fürs ROR.

Mondlicht, schau‘ hinauf in das Mondlicht,
geh‘ ins Land der Erinnerung,
auf der mondhellen Bahn.
Und wenn Du dort erfahren hast
was Glück wirklich ist,
fängt ein neues Leben an.

„Memories“ aus dem Musical Cats

KIRCHHELLEN Nein, wir sind nicht zu Gast bei Angelika Milster, besuchen nicht das Theater an der Wien, versinken nicht im Musical „Cats“ – und doch sind unsere Themen gedankenverwandt, wenn auch auf bodenständige Art übersetzt ins Ruhrgebiet. Unser Gegenüber heißt Julie Wnuk, wir treffen uns in Kirchhellen bei Bottrop.Das Theater ist das Festspielhaus in Recklinghausen und ersatzweise jede Bühne des Rockorchesters Ruhrgebeat. Nur der Vollmond ist der gleiche. Für Angelika Milster wie für Julie Wnuk. . Denn Julie Wnuk, die im Rockorchester eine der Altstimmen singt, hat den prallen Mond zu ihrem Markenzeichen erhoben:Julie@moonfever.de.

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© Foto: Gerhard Rokita

Nimm‘ das jetzt aber bloß nicht zu esotherisch oder psychedelisch“, warnt Julie Wnuk, als die Rede auf den Vollmond kommt. Ihr „moonfever“ ist nicht mehr und nicht weniger als eine Verbeugung vor der silbrigen Nacht, in der sie früher gerne mitihrem inzwischen verstorenen Hund „Chino“ unterwegs war. Der schneeweiße Akita-Inu, ein japanischer Schlittenhund, sieht im Mondlicht noch prächtiger aus, wenn sein Fell in den eigentümlichen Schein getaucht wird. Und ja: Abends – Töchterchen Sophia ist im Bett – kann Julie Gedichte und Liedtexte schreiben oder am Computer eine Designvorlage gestalten. Wenn dann alles zusammenkommt, wird der weiße Chino zum Silverwolf, denn so heißt das selbst geschriebene Stück von Julie erster CD „Full Moon Fever“.
Ob es auch eine Vollmondnacht war, als in der „Mühle“ in Bottrop eine Jazz-Session gefeiert wurde? Wir wissen es nicht – aber bekannt ist, dass Julie damals für das Rockorchester entdeckt wurde. Dann dauerte es nicht lange, und sie stand in Borken zum ersten Mal auf der ROR-Bühne, um dort festzustellen, dass im Rockorchester so ziemlich alles anders ist als in anderen Combos

 


© Foto: Gerhard Rokita

Schnitt: Für Julie gibt es ein musikalisches Leben vor dem Rockorchester. Nicht nur, dass sie die klassische Gitarre erlernte und nach wie vor eine Gesangsausbildung absolviert; sie stand bereits in den Musicals „Hair“ und „Little Shop of Horrors“ in verschiedenen Theatern an der Rampe. Julie kann also beurteilen, wie gut oder schlecht ein Ensemble harmoniert. Nochmal Schnitt und wieder zurück zu Julies erstem ROR-Gig in Gladbeck: „Im Rockorchester geht es menschlich ganz anders zu als in anderen Bands. Das ist tatsächlich eine Familie.“ Sie überlegt, zögert, sagts dann: „Der Hans macht irgendwas mit den Leuten und deshalb gefällt mir das so gut im Rockorchester.“ Benennen kann man dieses „irgendwas“ nur mit Mühen – ein „beseelen“ trifft es noch am ehesten.

 

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Anspruchsvoll in jeder Hinsicht: „Goldfinger“ ist ein Titel, der Julie Wnuk auf den Leib
geschrieben scheint. Bevor sie im Glitzerkleid auf die Bühne kommt,
ist innere Einkehr geboten. Nur mit Ruhe und Gelassenheit ist dieses Goldfinger-Projekt
in die richtigen musikalischen Bahnen zu leiten.
Julie Wnuk gelingt es im Zusammenspiel mit „der größten Rockband der Welt“,
die perfekte Illusion zu erzeugen und Begeisterung zu wecken.
© Fotos: Gerhard Rokita

 

Julie probt mit den Sängerinnen und Sängern des Rockorchesters. Unter der Leitung von Wolfgang Wilger werden Chor-Gesangsproben absolviert, und ab und zu studieren die Sänger Choreografien ein . So entstehen nach und nach die Klang- und Bewegungswelten, die sich zur musikalischen Visitenkarte des Ruhrgebeats verdichten. Eine stimmige Kostümierung rundet das Bild ab. Wenn Julie „Goldfinger“ singt und ihr Bühnenkostüm ein golden glitzernd-funkelndes Geschmeide ist, verschmelzen Optik und Sound zu einem edel gleißenden Gesamtwerk. Das Rockorchester spricht – Julies „Goldfinger“ ist dafür der treffende Beleg – alle Sinne an.

 


© Foto: Gerhard Rokita

 

Denn es stimmt ja, dass sich bei Julie alles um Musik dreht. Oder um den Mond. Und das liegt daran, dass sich Julie jetzt auch sehr bewusst für eine Laufbahn als Sängerin entschieden hat,denn der zunächst angepeilte Beruf der Industriekauffrau passte zu „Mrs. Goldfinger“ so überhaupt nicht, dass die Abiturientin ihre Lehre abbrach und ein Lehramtsstudium für Kunst, Geschichte und Deutsch aufnahm. Ihre Eignung für die schönen Künste stellte sie unter Beweis, indem sie eine Mappe mit Zeichnungen einreichte und überzeugte. Auch ihre selbst gestaltete Internetseite, das Cover ihrer CD oder der bemalte Eiswagen (sic!) sprechen für sich. Da ist also jemand unterwegs, der Wort und Bild, Ton und Farbe in ideale Harmonie zu setzen versteht. Ihre Mutter hatte Tochter Julie zwar zunächst das sichere Leben der Industriekauffrau, siehe oben, gewünscht, doch gegen den unbändigen Wunsch der Tochter zur Bühne und zur Kunst war kein Kraut gewachsen.

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© Foto: G.Rokita

Inzwischen hat Julie ihr Leben auf Musik, Show und künstlerisches Gestalten ausgerichtet. Das Rockorchester, ihre Designarbeiten am Computer, Texten und Komponieren haben wir benannt. Eines fehlt: Ihre Soloshow. Die „Romantischen Abende mit Julie Wnuk gibt es regelmäßig bei Candlelight-Abenden in der Lichtstadt Essen. Die Begründung dafür finden wir in Julies selbst geschrieben Epos >Bist Du nah bei mir<: „Wenn Du mich küsst, schweb‘ ich berauscht durch den Raum . . .“ Wir sollten das wörtlich nehmen und uns von Julie umfangen lassen. In ihrer Soloshow. Im Rockorchester-Konzert. Im silbernen Mondlicht oder wann auch immer.

Text:Stefan Aschauer-Hundt

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© Foto: Dieter Debo