Karsten Müller

Karsten Müller
Schwelm / Ruhrgebeat

It’s my life: Rock-Orchester-„Bon Jovi“
Karsten schafft mit Stein und Tönen

Wenn Berufung zum Beruf wird. ROR-Sänger Karsten Müller lebt seinen Traum und drückt sich als Steinmetz und Restaurator aus in Formen und Klangwelten


Hier sehen wir ihn bei der Restaurierung eines Jesus
mit flammendem Herzen von 1910 – er erneuert an
der Gipshohlfigur die abgebrochene Hand.
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Foto: Stefan Aschauer-Hundt

Wir treffen Bon Jovi in seiner Werkstatt, die heute offenbar eine Klinik ist. Mit Engelsgeduld pflegt er „Jesus mit flammendem Herzen“. Der Gipshohlfigur von 1910 ist die rechte Hand abgebrochen und Karsten Müller kümmert sich aufopferungsvoll um die Restaurierung. Wir sind zu Gast in der Bildhauer- und Steinmetzwerkstatt Müller in Ennepetal und besuchen einen Grenzgänger des Lebens und der Kunst – den deutschen Bon Jovi, eben jenen Karsten Müller, der als charismatischer Frontmann des Rock-Orchesters Ruhrgebeat und eingebettet in den zehnköpfigen Chor unter anderem „It’s my life“ bekennt. Man möchte den Titel zum Programm erklären – und kommt damit dem Werdegang des Menschen Karsten Müller wohl sehr nahe.


© Foto: Gerd Rokita

Die Werkstatt des Selbständigen befindet sich auf der Grenze zwischen dem Bergischen Land und dem Ennepe-Ruhr-Kreis, damit an der Nahtstelle zwischen Rheinland und Westfalen. Unweit eines Industriegebietes in Ennepetal wird es mit einem Schlag ländlich, bäuerlich und dort, in einem alten Bauernhaus, haben die Müllers Wohnung und Werkstatt. Begrüßt wird man von Muh und Mäh und Wuff: Schafpudel Lilli fordert ebenso wie zwei Fjordpferde Aufmerksamkeit und Zuwendung ein; Sohnemann Nicola-Demian, der quirlige Dreieinhalbjährige, und Ehefrau Manuela sind auch mit an Bord. Der Hof ist Lebens- und Erwerbsmittelpunkt der Müllers.

Mama Manuela’s und Papa Karsten’s großer Stolz.
Nikola-Demian wiegt 2.500g ist 46cm groß
und ist wohlauf.

So sehr die Familie regional auf der Grenze wohnt, so deutlich zeigt sich auch Karsten’s künstlerisches Schaffen. „Musik gemacht habe ich eigentlich immer“, sagt er von sich. Mit acht lernte er Geige, mit 14 Gitarre. Da trat er in die erste Schülerband ein, um später in verschiedenen Hardrockbands zu spielen. „War ’ne tolle Zeit“, erinnert er sich und hängt Gedanken an seine Band „The sheep“ nach, in der er sieben Jahre lang in der Region als Frontmann erfolgreich war. Und als er von den „sheep“ spricht, klingt durch das geöffnete Fenster der Wohnküche ein lautes „Määh“ und holt uns zurück in die Wirklichkeit . . .

 


© Foto: Gerd Rokita

Ja, er habe eigentlich Vollprofimusiker werden wollen, bekennt er. Doch als er den Rockförderpreis der Stadt Wuppertal gewann, hatte er zeitgleich den Gesellenbrief des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks erworben, war als Hochbegabter bereits Stipendiat in der Bildhauerei des Ausbildungszentrums für Steinmetze in Königslutter. Dass Karsten Müller zwischenzeitlich den Meistertitel ablegte, seine Zusatzausbildung zum staatlich geprüften Restaurator mit Bravour absolvierte, das eigene Geschäft eröffnete und inzwischen als Dozent an der Berufsfachschule für Denkmalpflege und Altbausanierung den Berufsnachwuchs ausbildet – all‘ das hat seiner Liebe zur Musik („ein wichtiger Teil meines Lebens“) keinen Abbruch getan, das Schaffen allerdings verändert. Mit dem Rock-Orchester Ruhrgebeat, dem Karsten Müller seit 2001 angehört, hat er sich weiterentwickelt. Im gecoverten Repertoire – zum Beispiel dem eines Bon Jovi – die individuelle eigene Form zu treffen, offenbart den eigenen Anspruch an Qualität. It’s my life: Mit Karsten Müller ist einer unterwegs, der das eigene Leben und Schaffen realistisch sieht und Stärke aus dem Rockorchester gewinnt: „Der Zusammenhalt, die musikalische Kraft, die Leidenschaft und die Freude, mit der jeder dabei ist – das ist immer noch und immer wieder umwerfend.“

 


© Foto: Gerd Rokita

www.bildhauer-kunst.de